Artikel Baz Juni 2013

Die «Edisons» aus dem Leimental

Therwil.  Wer  zu  spät  kommt,  den  bestraft  die  Kostensteigerung.  Das  haben die beiden Oberwiler LED-Produkteentwickler Kenny  Martin  und  Nantakorn Sriprasert erkannt: Sie haben vor einem Jahr  in  Therwil  eine  Firma  für  Lichtdesign gegründet, weil die gerüstet sein wollen,  wenn  die  nächste  Stufe  der EU-Richtlinien  für  Energieeffizienz  in absehbarer Zeit in Kraft treten wird. Diese werden auch der einheimischen Beleuchtung im öffentlichen und privaten Raum einige Knacknüsse bescheren. Zumindest  für  die  öffentliche  Beleuchtung werden in naher Zukunft keine  Hochdruck-Quecksilberdampflampen (HQL) mehr im Verkauf sein. Deswegen wird das Licht auf den Strassen aber  nicht  ausgehen.  Die  Alternative heisst LED. Diese Technologie, die noch bis  vor  Kurzem  verhältnismässig  teuer war und eher unbefriedigendes bläuliches  Licht  abgab,  hat  innert  kürzester Zeit  enorme  Fortschritte  gemacht. Durch  stetig  wachsende  Produktion wurde sie rasch preisgünstiger und sie kann  inzwischen  auch  qualitativ  allen Ansprüchen genügen. Die  Krux  bei  der  Modernisierung der Strassenbeleuchtung ist, dass nicht nur  jede  Gemeinde  eine  Vielzahl  von verschiedenen  Strassenlampenmodellen in Betrieb hat, sondern dass es nicht möglich ist, in die bestehenden Fassungen LED- Leuchten einzuschrauben. Bestehende Fassungen anpassen. Die  beiden Entwickler Martin und Sriprasert, die sich seit ihrer Oberwiler  Kindergartenzeit  kennen,  begaben  sich  vor  einem  Jahr  mit  der Start-up-Firma Kenny Design GmbH in
Therwil  in  die  Selbstständigkeit,  weil sie  das  grosse  Potenzial  zu  erkennen glaubten, das in der neuen Technik und deren  Anpassung  an  bestehende  Fassungen schlummert. Ihrer Idee ging jedoch  eine  genaue  Abklärung  der  Problematik  voraus,  weil  die  LED-Technik enorme  Vorteile  bei  der  Beleuchtung bietet: Man kann sie bündeln, fokussieren,  streuen  in  einer  Vielzahl  auch
asymmetrischer  Formen  und  dimmen oder  sie  gar  mit  Bewegungsmeldern ausrüsten,  da  sie  keine  Vorwärmzeit brauchen, bis sie leuchten. Das  Resultat  ihrer  leidenschaftlichen Tüftelei auf der Basis ihrer Ausbildung in Kunststofftechnologie, Material- und Formtechnik im Fachgebiet Apparatebau ist nicht ein einzelner Adapter, sondern ein Gesamtkonzept. Dieses umfasst  nicht  nur  das  eigentliche Leuchtmittel,  sondern  beginnt  schon bei  der  Planung,  beim  Bedarf,  bezieht die  Erfordernisse  der  bestehenden  Installationen (Kandelaber, Bogenlampen usw.)  ebenso  ein,  wie  die  Kostenrechnung und den Energiebedarf je nach Tages- und Jahreszeit. Kompaktlösung senkt KostenErst  dann  kommt  das  «Materielle» zum  Zug,  wobei  dessen  Formen  und Modelle als Module entwickelt werden oder  worden  sind,  aber  stets  mit  dem hohen,  möglichst  werkzeuglosen  Anspruch  designt.  Was  das  an  Kostenersparnis bedeutet, kann man sich gut vorstellen,  wenn  man  das  Gewirr  von Kabeln,  Befestigungsmuffen,  Schrauben in den riesigen Strassenlampenfassungen  mal  gesehen  und  beobachtet hat, auf welcher gefährlichen Höhe und unter  welcher  empfindlichen  Störung des  Verkehrs  die  Arbeiten  vorgenommen werden müssen. Die  Entwicklungskonzepte  der Jungunternehmer haben bereits die Gemeinden  Oberwil,  Therwil,  Reinach, Zermatt und weitere Ortschaften im Baselbiet und im Wallis überzeugt. Nicht zuletzt  deswegen,  weil  eine  Gesamtkonzeption  eine  Kostenersparnis  von bis  zu  zwei  Dritteln  gegenüber  einer «Bastellösung» verspricht, wie die Lichtexperten versichern. Die  Gemeinde  Oberwil  beleuchtet bereits  die  Kirchgasse  nach  dem  Konzept von Kenny Design und deren Modulfassungen in den bestehenden Kandelabern.  Speziell  dabei  ist,  dass  jede Modulfassung  zuvor  per  Computersimulation einem individuellen Leuchtdesign angepasst werden kann, sodass
beispielsweise eine wesentlich geringere Blendung der bergauf fahrenden Verkehrsteilnehmer  möglich  ist  oder  dass nun endlich die strassenseitigen Schlafzimmer  in  Privatliegenschaften  nicht mehr  von  der  Strassenbeleuchtung  erhellt werden. Ein  USB-Anschluss  und  eine  von Heinz  Martin,  dem  Vater  von  Kenny Martin,  entwickelte  Software  machen es zudem möglich, dass die Leuchtrichtung oder -intensität einer Strassenlampe später jederzeit sogar vom sicheren Boden  aus  verändert  werden  kann  dies gänzlich ohne Computer, allein per USB-Stick. Enorme Energieersparnis. Auch  für  zwei  Altersheime  haben die  beiden  LED-Moduleinsätze  entwickelt, die nun in den bestehenden Fassungen ein weit effizienteres Licht ergeben.  In  Zermatt  und  Gelterkinden  haben sie zwei Parkhäuser mit eigens von ihnen  entwickelten  Zwei-Meter-LED-Leuchtröhren  derart  ausgeleuchtet, dass  die  Energieersparnis  nicht  nur 60 Prozent beträgt, sondern auch eine erhöhte  Lichtleistung  erzielt  werden konnte.
Das meiste Material für die Leuchtmittel sei auf dem spezialisierten Markt erhältlich und müsse lediglich klug abgestimmt  und  aufgrund  überlegter Konzepte  zusammengestellt  werden, erklären  die  innovativen  Entwickler. Kein Handyhersteller baue seine  Geräte von A bis Z selber, sondern beziehe Platinen, Chips, LEDs aus aller Welt. Nach diesem  Prinzip  verfährt  auch  Kenny
Design  in  Therwil.  Mit  dem  Unterschied,  dass  die  Firma  keine  Publikumsware  entwickelt,  sondern  gutes Licht  zu  tiefen  Preisen  der  Öffentlichkeit anbietet.