Baz Juni 2015

«Edison des Leimentals» zündet in Schönenbuch

Von Jürg-Peter Lienhard

Tüftler verringert mit LED-Lichtern Stromrechnung Schönenbuch. Den Schönenbuchern  ging ein Licht auf: Sie zahlten bislang zuviel für die elektrische Strassenbeleuchtung. Denn das erhellte ihnen der «Edison des Leimentals»: Kenny Martin, Familienunternehmer im Beleuchtungsbereich in Therwil will sich zwar nicht als Erfinder der «Edison-Liga» verstanden wissen. Der Tüftler arbeitet nämlich mit längst erfundenen Leuchtmitteln. Aber eben, deren Sorten sind ein weltweites Feld und daher variieren nicht nur die Ausführungen, sondern auch die Preise von praktisch null bis buchstäblich unendlich. Die Gemeinde Schönenbuch testete das System erstmals nur in einem Quartier. Für Kenny Martin, der sein Unternehmen einfach «Kenny Design» nennt, beruht sein Geschäftsmodell aus der klugen Zusammenführung effizientester Komponenten wie Leuchtmittel und Steuerungskomponenten einerseits, aber andererseits aus der Fabrikation von An- und Einpassungen entweder in bestehende oder in eigens gebaute Lampenschalen. Gewissermassen das Tüpfelchen auf dem i ist eine Steuerungssoftware. Diese hat er zusammen mit seinem Vater auf Windows-Basis entwickelt und erlaubt Steuerungs- und Wartungsarbeiten aus dem Büro – ohne teure Hebebühne. Die Rechnung für das erste Quartal 2015 übertrifft für Schönenbuch die Erwartungen bei Weitem und dürfte sicher deren Steuerzahler erfreuen. Dabei hat Schönenbuch bei «Kenny Design» nur für gerade einen Quartierteil Hagenthalerstrasse/Im Pfeifensack erst 44 herkömmliche Quecksilberdampf-Lampen nach der Methode von «Kenny Design» mit LED-Lampen umgerüstet, wobei zwei Solarleuchten zusätzlich und fünf sogenannte Saphir-Schüsseln umgerüstet wurden. In absoluten Zahlen konnten für diesen Abschnitt im ersten Quartal 3442 Kilowatt Strom gespart werden. Schliesslich wird trotz erhöhtem Hochtarifpreis von 0,0025 Franken pro Kilowattstunde und saisonbedingt zwei Stunden längerer Brenndauer von 4082 Kilowattstunden eine Ersparnis von 814.55 Franken die Quartalsrechnung entlasten. Umgerechnet auf die Jahresrechnung 2015 dürfte so ein stolzer Sparbatzen zusammenkommen, auch wenn in der Sommerzeit natürlich weniger Strom für die Strassenbeleuchtung gebraucht wird. 252 Strassenleuchten Weil der Bund entschieden hat, dass aus Umweltschutzgründen ab 2015 keine der hochgiftigen Quecksilberdampf-Leuchten mehr ersetzt werden dürfen, sehen sich alle Gemeinden mit dieser weit verbreiteten Beleuchtungsart bald enormen Kosten gegenüber, denn die Lebensdauer dieser Lampen ist begrenzt. In der kleinen Gemeinde Schönenbuch waren bislang insgesamt 252 Strassenleuchten im Einsatz, die aus energetischer Sicht eine schlechte Bilanz auswiesen. Deswegen hat die Gemeindeversammlung die fortlaufende Umrüstung auf LED beschlossen.

Kenny Martins «Kenny Design GmbH» erhielt den Zuschlag für eine erste Tranche aufgrund seines verblüffenden Konzeptes: Aus handelsüblichen, aber seit Langem bewährten Komponenten, zum Teil aus Asien, bauter modulare Einsätze, die aus der Platine von LED-Leuchten, einer Steuerung und einem Dimm-Element bestehen. Stufenlos kann damit das Licht heller und dunkler gemacht werden. Diese Elemente sind auf einer nach Mass angefertigten Trägerplatte befestigt, die nicht mal mit Schrauben in die bestehende Lampenfassung gefügt werden muss, sondern nur durch Federklappen fixiert ist. Jede einzelne Lampe ist individuell via mobilem Tablet-Computer dimmbar. Reagiert auf Bewegung Eine Besonderheit der Steuerung ist, dass die Lampen mit integrierten Bewegungsmeldern in der Grösse eines Hosenknopfes versehen werden können, sodass die Beleuchtung nur angeht, wenn sich ein Fahrzeug oder ein Fussgänger nähert, um danach wieder abzudimmen. Der Bewegungsmelder kann so eingestellt werden, dass Fuchs und Katz unter den Lampenmasten sich gute Nacht sagen können, ohne dass die Strassenbeleuchtung angeht. Sogar die Leuchtdauer an den verschiedenen Wochentagen jeder einzelnen Lampe kann per Software aus dem näheren Umfeld verändert werden, sodass deswegen nicht auf den Lampenmast geklettert werden muss. Zumal solche Wartungsarbeiten neben Personal, die Miete einer Hebebühne und Dispositionszeit kosten, was eben mit dem System des «Edison des Leimentales» entfällt, respektive eingespart werden kann.

Aufgrund der Wünsche von Umweltschützern, die schon lange unter dem Schlagwort «Lichtverschmutzung» den Einfluss der zunehmenden Nachtlichter auf Flora und Insekten erkannten, sowie auf die Irritationen der nützlichen Fledermauspopulationen aufmerksam machten, bietet er seine Leuchten nun mit deutlich reduzierter Farbtemperatur von 2600 Kelvin und in der Farbe Warmweiss an, was nur eine deutlich geringe Lichteinbusse bedeutet. Und was das Stromsparen betrifft, so hat Kenny auch eine Solar-Strassenlampe entwickelt, die in neuen oder weit entfernten Strassenkreuzungen ohne Leitungsbau aufgestellt werden kann und eben auch per Bewegungsmelder dimmbar ist. So hat die Gemeinde Gelterkinden bei ihm vier Solar- und acht Ersatzleuchten bestellt. Um die kommenden Anforderungen zu bewältigen, hat er sich nun mit dem alteingesessenen Elektrounternehmen Kolb AG in Ettingen zusammengetan, um so eine breitere fachlich und personell dauerhafte Basis anzubieten.